Die Crowdfunding-Plattform wemakeit gehört der Community
Die Schweizer Crowdfunding-Plattform wemakeit ist die erste dieser Art, die sich im Eigentum der Community befindet. Dazu hatte im vergangenen Jahr ein sogenanntes „Crowd Takeover“ stattgefunden. Eine langjährige Vision der Gründer ging damit in Erfüllung. Ich bin einer der 5305 Miteigentümer.
Es war Anfang Mai 2022, als wemakeit auch via Newsletter ihr zehnjähriges Bestehen mit ihrer (E-Mail-)Community feierte – und Großes für das laufende Jahr ankündigte. Kurz darauf wurde das Geheimnis gelüftet: Die viertgrößte Crowdfunding-Plattform in Europa sollte ab dem 31. Mai 2022 an die Crowd übergehen. Das klang irritierend – aber aufregend, spannend und innovativ zugleich. Wie soll eine Plattform an die Crowd übergehen und ihr gehören?
In den folgenden Tagen wurde via E-Mails über Einzelheiten informiert. Auf der Kampagnen-Seite gab es vielfältige Informationen ebenso wie witzige Videos, die zum „Crowd Takeover“ einluden und aufklärten: Jede und jeder bekommt die Möglichkeit, Aktien zu kaufen und somit Miteigentümer von wemakeit zu werden.
Verkauf digitaler Aktien
Angehende Miteigentümer erhielten nähere Informationen zum Unternehmen, in das sie investieren sollten, wie aktuelle Aktionärsstruktur, Erläuterungen zum Aktiensplit, zur digitalen Aktie und zum wemakeit-Geschäftsmodell. Auch die wemakeit AG als Arbeitgeberin und ihr Umfeld sowie Bilanz und Erfolgsrechnung und die Lebensläufe der Geschäftsführung wurden vorgestellt.Eine Woche vor dem „Börsengang“ wurde zu einem Online-Meeting mit Gründern und Gesellschaftern eingeladen und die Möglichkeit geboten, sich vorab als Interessent für den Aktienkauf registrieren zu lassen, um die Aktien bereits eine Stunde früher erwerben zu können. Der Hype wurde geschürt, psychologische Verkaufstricks angewandt. Und alles zusammen sollte sich auszahlen!
Nach vier Wochen waren alle verfügbaren Aktien verkauft. Die Mindestabnahme lag bei 40 Aktien zu einem Preis von 336 Schweizer Franken; maximal konnten 11 900 Aktien für 99 960 Schweizer Franken gekauft werden. Insgesamt haben im Kampagnenzeitraum 5305 Menschen Aktien gekauft und sind so Mit-Eigentümer von wemakeit geworden. 15 Prozent der Aktien sind an das Team gegangen. Die Plattform war auch vor dem „Crowd Takeover“ bereits eine Aktiengesellschaft. Doch es sollten eben viele Menschen aus der Community Aktionäre werden anstatt einige wenige. Der Schritt, dass die Plattform an die Community übergeht, folgt der klaren Mission von wemakeit: „Wir existieren, damit sich viele beteiligen können, die Welt nachhaltig und demokratisch zu gestalten.“ Und außerdem ist das Team überzeugt: „The more we are, the more wemakeit“ – was auch der Claim des „Crowd Takeover“ war.
Vom Erfolg überrascht
Trotz der großen Vision war das Team von wemakeit überrascht vom Erfolg der Kampagne. Dazu schreibt Céline Fallet, Co-Geschäftsführerin von wemakeit: „Die letzten Monate waren extrem aufregend, wir haben unsere Eigentümer*innen kennen gelernt, in einer Umfrage abgeholt, wie sie sich künftig gerne engagieren oder eben nur zuschauend mitwirken möchten und haben viele Fragen beantwortet. Das Feedback ist durchweg positiv. Wir befinden uns mitten in einem sozialen Experiment und involvieren die neuen Eigentümer*innen sozusagen für jeden nächsten Schritt, damit wir gemeinsam die Zukunft von wemakeit gestalten können.“
Per App in die Zukunft
Nach dem Verkauf der Aktien stand die Eintragung aller Aktionäre ins Aktienbuch an und damit auch die Möglichkeit, dass die Eigentümer – zu denen auch ich gehöre – die erstandenen Aktien digitalisieren konnten. Dafür musste ich eine App downloaden, sie mit der wemakeit AG verknüpfen und die Anfrage auf Digitalisierung der Aktien senden, was dann fast umgehend erfolgte. Die digitale Aktie gibt es in der Schweiz seit 2021. Wemakeit nutzt diese Technologie, mit der auch Aktien von kleinen und mittleren Unternehmen gekauft und übertragen werden können, ganz ohne Intermediär. Im Handumdrehen könnte ich nun also den Stand meiner Aktien via App verfolgen.
Doch ob ich mich nun wirklich als Eigentümer bei der wemakeit AG einbringe, ist fraglich. Die sogenannten „Eigentümer:innen-Briefe“ sind interessant und laden zur Mitwirkung ein. Aber ein wirkliches Gefühl der Miteigentümerschaft macht sich bei mir noch nicht breit. Das mag daran liegen, dass ich lediglich Mini-Aktionär bin und mich einfach freue, dass ich hier mit einem Beitrag hoffentlich einen Teil dazu beitragen konnte, dass wemakeit auch weiterhin erfolgreich bleibt. Letztendlich liegt es wohl wieder an der Zeit, die ich aufbringe – oder eben auch nicht – um meinen „Pflichten“ als einer von 5305 Eigen-tümern nachzukommen. Vielleicht auch erst dann, wenn wirkliche Aufgaben anstehen, also beispielsweise entschieden werden muss, was mit dem Gewinnanteil geschieht, ob dieser als Dividende ausgeschüttet oder wieder in die Plattform investiert wird.
Hier gelangst Du direkt zur Seite der Organisation: www.wemakeit.com