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Tattoos für einen guten Zweck

26. November 2024 | 0 Kommentare

Die Zürcher Organisation UP Development hat im Juni dieses Jahres den Publikumspreis beim Swissfundraising Award gewonnen. Mit ihrer kreativen Fundraising-Idee und dem Stechen von Tattoos für einen guten Zweck reist das Team mit Unterstützung vieler Freiwilliger in der Schweiz von Festival zu Festival und begeistert mit seinem Engagement und seinem neuen Fundraising-Instrument junge Menschen und
die Fundraisingbranche gleichermaßen.

Die Idee ist so simpel wie genial: Im Jahr 2023 ist UP Development mit einem mobilen Tattoo-Studio von Festival zu Festival unterwegs und sorgt dafür, dass ihr Projekt in Erinnerung bleibt. Die insgesamt zehn Festivals gehen wortwörtlich unter die Haut – mehr als 750 Tattoos werden gestochen, und die Gönnerinnen- und Gönnerzahl wird dadurch um 540 Mitglieder erweitert. Wie das Ganze funktioniert? Ein Tattoo kostet 150 Franken. Die Hälfte davon geht an die Tätowiererinnen und Tätowierer selbst, die dankbar sind, ihr Sommerloch mit der Aktion stopfen zu können. Die andere Hälfe geht per Einzugsermächtigung an die Organisation. Somit werden die Besucherinnen und Besucher, die sich für ein Tattoo entscheiden, als Gönner in die Datenbank aufgenommen. Dank modernen CRM-Systemen sind eine transparente Kommunikation im Anschluss und die dadurch resultierende Spenderbindung bestmöglich abgestimmt.

Junge Zielgruppe

Die junge Zielgruppe, hauptsächlich Menschen zwischen 18 und 45 Jahren, steht Schlange, um einen Platz zum Tätowieren zu erhalten und somit auch helfen zu können. „Solange das Tattoo hält, hoffen wir, dass die Menschen an unserer Seite bleiben“, sagt Benjamin Andres, Mitbegründer und Geschäftsführer, mit einem Lachen. Mit den Spendeneinnahmen unterstützt das Team in der Schweiz Projekte ihrer Partnerorganisation Obrobibini Peace Complex (OPC) in Ghana.

Die Organisation UP Development, die 2018 von den Zwillingsbrüdern Benjamin und Christian Andres gegründet wurde, setzt sich für einen sorgsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen ein und unterstützt die Kreislauf- und ökologische Landwirtschaft in Ghana. Sie ist unter anderem aktiv in der Wissensvermittlung und betreibt Berufsbildungszentren für ökologische Landwirtschaft und Sozialunternehmertum. UP Development verfolgt zudem das Ziel, mit diversen Maßnahmen den Klimaschutz zu fördern. So hat sie beispielsweise ein umfassendes Abfallmanagement-System entwickelt, damit die großen Mengen an Plastik richtig entsorgt werden können.

Christians Herz schlug schon mit elf Jahren für den afrikanischen Kontinent, und seit seiner Kindheit war er davon überzeugt, dort einmal zu leben und zu arbeiten. Mit seinem Studium der Agrarwissenschaft in Zürich und der dazugehörenden Praktika und Arbeiten, die er allesamt in Westafrika machte, konnte er diesen Traum in die Tat umsetzen.

Leben in Afrika

Heute lebt er mit seiner Familie in Ghana und koordiniert von dort aus die Projekte, wie das neue Forschungsprojekt, das weg vom Anbau in Monokulturen will. Stattdessen sieht es eine mögliche Lösung im Anbau von Kakao in dynamischen Agroforstsystemen (https://up-development.org/). Christian hat alle Projekte im Blick und sorgt dafür, dass sie nachhaltig werden und somit nicht dauerhaft auf die Unterstützung aus der Schweiz angewiesen sind. Benjamin konnte in jungen Jahren die Leidenschaft seines Bruders nicht nachvoll-
ziehen. Er versicherte Christian jedoch, dass er einmal viel Geld verdienen würde, um seinen Bruder monetär zu unterstützen. „Das mit dem viel Geld verdienen hat zwar nicht geklappt“, sagt Christian mit einem Lachen im Gesicht, „aber jetzt sorgt mein Bruder Benjamin mit Fundraising und Marketing erfolgreich dafür, dass wir Geld bekommen, um die Projekte zu finanzieren.“

Die zündende Idee

Seine Hilfe zeigte sich in den ersten Jahren nach der Gründung darin, dass er mit einer Door-to-Door-Kampagne und bei Events versuchte, Menschen für das Projekt zu begeistern. „Aber wir suchten nach einer Idee, bei der die Leute auf uns zukommen, nicht wir auf sie.“ Bei einem abendlichen Bier im Garten wurde die Aktion „Tattoos für Nachhaltigkeit“ geboren und 2022 zum ersten Mal am Reeds Festival, dem größten
Reggae-Festival der Schweiz, umgesetzt. Der erste Test war bereits ein voller Erfolg: Nach einigen Stunden waren alle Slots vergeben, die Aktion „ausgebucht“ und der Startpunkt für ein regelrechtes Movement in Gang ge- setzt. Die Festival-Besucher können mit der Aktion für sich selbst und für Menschen in Ghana etwas Gutes tun. Der Impact ist somit über Afrika hinaus auch in der Schweiz erlebbar. Die junge Spender-Generation will nicht nur spenden, sondern Teil der Sache sein. Und mit einem Tattoo, das einen lebenslang begleitet, werden tiefe Emotionen und experience-based Fundraising geschaffen.

Neue Herausforderungen

Benjamin und sein Team waren von Anfang an von der Idee so begeistert, dass sie sich sicher waren, damit den Swissfundraising Award in der Schweiz holen zu können. Und so kam es: Obwohl die weiteren Aktionen ebenfalls gut waren, überzeugten sie beim diesjährigen SwissfundraisingDay das Fachpublikum und erhielten den 1. Platz. Jetzt sucht Benjamin nach einer neuen Herausforderung. „Ich wäre glücklich, wenn unsere Aktion und unser Engagement dazu führen, dass Fundraising auf ein neues Level gehoben wird – weg vom klassischen Fundraising, das viele heute nicht mehr anspricht.“ Benjamin und seine Kolleginnen und Kollegen wollen als junges, kreatives und um die Ecke denkendes Team in der Sache am Ball bleiben und künftig vielleicht sogar anderen Organisationen mit coolen Ideen zu neuen Spendern verhelfen. „Wie können wir Menschen dazu bringen, intrinsisch zu spenden?“ ist die Frage, die ihn heute antreibt.

 


Dieser Text ist zuerst erschienen im Fundraising Magazin 5/2024 (S. 24/25)

 

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